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"Der Richtige kommt schon noch."

Aktualisiert: 16. Juni 2021


Wir von das da unten freuen uns über mitwirkende Gastautor:innen! Mit dem Blog möchten wir eine Platform bieten, auf der persönliche Erlebnisse, Gedanken sowie Ideen ausgetauscht werden. Es kann gut sein, dass wir von das da unten nicht immer der gleichen Meinung, wie unsere Gastautor:innen sind. Solange die Inhalte jedoch nicht diskriminierend sind oder problematische Anregungen schaffen, begrüssen wir einen offenen Diskurs.


Ich habe es getan. Es war okay. Nicht berauschend und ich war nicht verliebt. Es wurde auch Zeit, schliesslich bin ich schon 19. Vorgestellt habe ich mir zwar die typisch romantische Teenie Film Szene, aber im echten Leben kommt es doch nie so, wie man es will. Ach, und bevor nun jemand verwirrt ist: Ich spreche nicht von Sex, nicht von meinem ersten Mal. Ich spreche von meinem ersten Kuss.


Richtig gehört: Ich bin mit 19 das erste Mal richtig geküsst worden. Mein erstes Mal Sex hatte ich noch nicht. Meinen ersten Freund übrigens auch nicht. Und um vorweg dem Klischee den Wind aus den Segeln zu nehmen: Lesbisch bin ich mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nicht. Was stimmt also nicht mit mir?


Diese Frage habe ich mir schon 1000 Mal gestellt. Nach durchtanzten Clubnächten, nach Homepartys, nach einsamen Nächten in meinem Bett, morgens um 6.00 Uhr im Zug und oftmals auch unter der Dusche. Was zum Teufel mache ich falsch? Bin ich nicht hübsch genug? Habe ich zu hohe Ansprüche? Bin ich vielleicht noch nicht bereit? Oder mein absoluter Favorit: ist der Richtige einfach noch nicht gekommen?


In meinem Umfeld bin ich der ewige Single. Warum das so ist, kann mir keiner wirklich erklären, aber die Versuche sind teilweise legendär: „Du hast einfach eine Friendzone-Ausstrahlung, du lässt gar niemanden an dich ran!“, „Du kannst einfach zu gut tanzen, dass schüchtert jeden ein, der sich überlegt mit dir im Club zu sprechen.“ „Der Richtige ist bei dir einfach noch nicht gekommen, du musst warten. Der kommt dann schon.“ Diese Erklärungen kommen meist von Leuten, die schon seit gefühlten 100 Jahren in einer Beziehung sind und sich noch nie unter der Dusche überlegt haben, warum sie nun eigentlich allein hier stehen. Ich will an dieser Stelle niemandem einen Vorwurf machen, denn diese Erklärungen sind mit Sicherheit alle gut gemeint. Was ich mich aber eigentlich frage: Ist es so unmöglich, dass ich auch allein glücklich bin?


Seit ich diese Frage für mich mit ‚nein‘ beantwortet habe, kann ich alles ein bisschen gelassener nehmen. Ich darf mir alle Zeit der Welt lassen, wenn mich das glücklich macht. Wenn ich fünf Dates pro Woche haben will und mich gut dabei fühle, sollte ich genau das tun. Ich kann aber genauso gut allein in meinem Tempo die neusten Serien auf Netflix durchschauen, wenn mir danach ist.


Mein erstes Mal macht mich ehrlich gesagt immer noch nervös. Darum ist es für mich um so wichtiger – ich kann es nur nochmal sagen – es in meinem Tempo anzugehen. Noch Jungfrau zu sein sollte kein Status in der Gesellschaft sein, der Frauen sowie Männer so sehr verunsichern kann. Es gibt doch in jedem Bereich ein erstes Mal, warum sollte ich also diesem ersten Mal so viel mehr Gewicht geben?


Irgendwann werde ich jemandem gegenübersitzen, ihm in die Augen schauen und mich verlieben. Bis dahin gehe ich eben mit mir selbst einen Kaffee trinken und denke über das Leben und die Liebe nach.

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