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Porny Days

Aktualisiert: 8. Okt. 2020

Pornos: unethisch, dreckig, frauendiskriminierend, grusig. So in etwa lauteten meine Gedanken rund um das Thema Pornografie – bis vor kurzem.


Lange habe ich keine Pornos geschaut, bis mir dann mein Gewissen eingeredet hat, ich müsse das doch einmal machen, um zu wissen, worum es da eigentlich geht. Also habe ich es mir zu Hause auf meinem Bett gemütlich gemacht und öffnete eine gratis Pornoseite im Internet. Das Angebot hat mich überwältigt. Von Softporn über Gangbang zu Japanese Porn findet sich da alles – naja, fast. Denn eins war mir schnell klar: erotisch fand ich keines der geschauten Videos. Unterwürfige Frauen, harte Penetration und unschönes Gestöhne machten mich einfach nicht an. Zudem schlich sich oft das ungute Gefühl ein, dass die Darstellerinnen und Darsteller der Videos nicht so ganz freiwillig mitmachten. Nach einigen weiteren Versuchen, mich mit Pornos anzufreunden, gab ich auf. Ich hatte es versucht, aber es passte mir nicht, also schaute ich lange keine Pornos mehr und widmete mich wieder meinem Kopfkino. Denn was gibt es besseres, als den eigenen Phantasien freien Lauf zu lassen, wo es keine Tabus, keine Scham und keine Grenzen gibt?

Letztes Wochenende durfte ich erfahren, dass es eben doch einige Sachen gibt, die mindestens so gut wie Kopfkino sind. Wir von das da unten wurden nämlich an die Porny Days eingeladen. Ein Filmfestival – arty, sexy, leise, wild, anders. Vier Tage vollgepackt mit Kunst rund um das Thema Pornografie. Mit Stummfilmen, Debatten, Performances, Filmen und einer Party sollte es einem an dem Wochenende an nichts fehlen. Mit das da unten hatten wir am Bazar der Sexualität einen Stand, doch davor schauten wir uns im Riffraff die Porny Shorts 1 an, die aus mehreren Kurzfilmen rund um das Thema Sexualität bestanden. Die Kurzfilme waren ästhetisch, kunstvoll, experimentell, ethisch korrekt und machten Spass. Themen wie Transsexualität, lustvolles Beissen oder Oralverkehr wurden einem präsentiert und teilweise auch schmackhaft gemacht. Wir verliessen den Kinosaal sichtlich beschwingt und liessen die Kurzfilme bei einem Falafel Revue passieren. Auf dem Weg zum Bazar diskutierten wir unsere Beobachtungen.

Was war unser Ziel am Bazar der Sexualität? Mit das da unten präsent zu sein, Diskussionen anzuregen, über unser Projekt zu informieren und aus den Zeichnungen der Gäste eine Vulva-Gallerie zusammenzustellen. Dazu boten wir Vulva-Guetzli an, die wir mit viel Liebe in verschiedenen Farben und Formen gebacken haben. Der Ansturm und das entgegengebrachte Interesse, überwältigte uns. Ungeachtet des Geschlechts, des Alters oder der sexuellen Orientierung, waren alle Gäste aufgeschlossen und neugierig. Sie verspeisten freudig unsere Guetzli, liessen ihrer Kreativität beim Vulva-Basteln freien Lauf und diskutierten mit uns über Fragen wie: Was würdest du deinem Geschlechtsteil sagen, wenn du könntest? Oder: Was hast du nie im Sexualkundeunterricht gelernt? Mindestens so spannend waren auch alle anderen Angebote am Bazar. Man konnte sich vor Ort eine abstrakte Klitoris tätowieren lassen, sich über anale Spielzeuge für heterosexuelle Männer* informieren oder gar in eine Box fassen, in welcher sich eine nackte Person befand – oder für die ganz Mutigen; selber nackt in diese Box stehen.

Das Angebot der Porny Days ging aber weit über die beschriebenen Events hinaus. Da gab es zum Beispiel noch Audioporn, live Porn-Aufführungen und viele weitere Filme, die gezeigt wurden. Wir haben definitiv zu wenig gesehen und dennoch haben die besuchten Events viele neue Eindrücke hinterlassen und Lust auf mehr gemacht. Die Porny Days 2020 werden also dick im neuen Kalender eingetragen!

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